1. Jahr bei Weinpflanzen

Nach der Pflanzung braucht die Weinrebe immer noch Zuwendung. Hier erfahren Sie Einzelheiten zum Gießen, Binden und zur Bodenpflege. Nur wenn sie kräftig gewachsen ist, wird die junge Weinpflanze anschließend weiter aufgebaut, andernfalls muss sie das "1. Jahr" erneut durchlaufen. Wie es dann nach dem 1. Jahr weitergeht, richtet sich nach der gewählten Erziehungsform.

Junge Weinreben im 1. Jahr
Junge Weinreben im 1. Jahr

Binden

Im 1. Jahr soll die Weinpflanze einen kräftigen, langen und gut verholzten Trieb für den künftigen Stamm entwickeln (Bild 01). Dieser muss direkt unten aus der Veredlungsstelle (Verdickung) oder knapp darüber entspringen. Wachsen weitere Triebe, werden sie ausgebrochen.

Falls Sie eine Containerpflanze gesetzt haben, die schon oberhalb der Veredelungsstelle ein verholztes Stämmchen mit mehreren Knospen oder grünen Trieben hatte, dann wird der unterste dieser Triebe benutzt, die anderen werden ausgebrochen und der obere Rest des Stämmchens weggeschnitten.

Der kleine Haupttrieb wird an den Pflanzpfahl gebunden, z. B. mit  Elasto-Schnur. Mitunter trägt er auch schon eine Traube, die aber besser entfernt wird. Geiztriebe, die ggf. aus den Blattachseln wachsen, bleiben stehen. Ein Ausreißen direkt an der Blattachsel des grünen Hauptsprosses kann die sich dort entwickelnde wichtige Knospe (Bild 02) schädigen oder zum vorzeitigen Austrieb bringen.

Bodenpflege

Förderlich ist es, die Pflanzscheibe ca. 5 - 8 cm hoch mit Grasschnitt, Laub oder Stroh zu bedecken und diese Mulch-Schicht regelmäßig zu erneuern, um ein Austrocknen zu verhindern und kraftzehrende  "Beikräuter" fern zu halten. Ein Bewuchs mit Gras, Blumen usw. sollte zumindest im 1. Jahr unterbleiben.

Gießen

Im Weinberg müssen Reben nach der Pflanzung nur mit Regenwasser auskommen. Die Winzer sagen, der Weinstock müsse sich "hoch hungern".  So werden die Wurzeln angeregt, auf Wassersuche tief in die Erde zu wachsen - bis zu 30 Metern. Das fördert die Aromabildung, nicht aber die Fruchtgröße, und deshalb werden Tafeltrauben anders behandelt, das heißt zusätzlich bewässert. Im 1. Jahr reicht es, aller 2 - 3 Wochen zu wässern, in Trockenzeiten öfter. Besonderes Augenmerk brauchen Weinpflanzen, die unter Dachüberstand o. ä. stehen und kaum Regen erhalten.

Düngen

In normalen Gartenböden von humos-sandig bis lehmig werden Weinreben nach der Pflanzung nicht mehr gedüngt. Die Reben wachsen sonst zu stark und werden anfällig für Pilzkrankheiten.

Sommerschnitt

Der Trieb muss - je nach Sorte verschieden - goldbraun, braunrot oder auch graubraun "ausreifen". Schon im Spätsommer ist zu sehen, wie diese Verholzung von unten beginnend fortschreitet. Letztlich sollte der Trieb mindestens bleistiftstark werden, meist erreicht er eine Länge von 2 - 4 Metern (Bild 03). Bei Erziehungsformen, die keinen langen Stamm brauchen, kann der Trieb schon Ende August auf ca. 1,5 m eingekürzt werden, um das Ausreifen des Holzes und der unteren Knospen zu fördern (Sommerschnitt - Bild 04). Bei hoher Erziehung entfällt der Sommerschnitt.

Maßnahmen bei schwachem Wuchs

Im Sommer wächst der Haupttrieb ca. 2-3 cm pro Tag. Es kommt zu einer schlaff hängenden, gekrümmten Triebspitze (Bild 05). Diese zeigt an, dass es der Weinrebe gut geht und sie kräftig wächst. Ist die Triebspitze hingegen gestaucht und wenig entfaltet (Bild 06), stagniert die Rebe. Hier ist Handeln erforderlich. Ist der Boden genügend feucht, bekommt die Weinpflanze Licht und Wärme? Stehen andere Pflanzen in der Nachbarschaft, leidet die Weinpflanze unter derem "Wurzeldruck"? Meist ist das die Ursache für stagnierenden Wuchs. Dann müssen die anderen Gewächse gerodet oder die Weinpflanze umgesetzt werden.

Es hat keinen Sinn, eine Weinrebe mit einem schwachen Haupttrieb weiter aufzubauen! Wenn also trotz optimaler Bedingungen bis zum Herbst nur ein kurzer Trieb gewachsen ist, der nicht mindestens so dick wie ein Bleisitift ist, wird die Rebe auf 2 Augen zurück geschnitten (Bild 07). Dann muss sie das erste Jahr erneut durchlaufen und einen kräftigen Haupttrieb bilden.