Winterschnitt bei Reben

Weinreben werden jeden Winter stark beschnitten. In den ersten Jahren dienen die Schnitte nur der Erziehung. Aufgebaut wird dabei ein Stammgerüst mit "Abgängen", die dann in den Folgejahren immer gleich behandelt bzw. geschnitten werden, und zwar kurz und mittel bei Anfängern oder bei Profis auch lang. Egal, ob Sie Ihren Weinstock "fertig" übernehmen oder erst aufbauen - Sie sollten wissen, welcher Erziehung er folgt. Notfalls müssen Sie es anhand der Übersicht herausbekommen oder selbst eine Form festlegen und aufbauen. Also: Erst die Erziehung, dann jedes Jahr aufs Neue der passende Winterschnitt!

Begriffe

Vor dem Winterschnitt präsentiert sich ein Weinstock idealerweise als ein kräftiges Stammgerüst, aus dem Unmengen langer, auch ineinander verfitzter Vorjahrestriebe heraus kommen. Viele werden komplett weggeschnitten, andere dürfen bleiben, werden aber meist sehr stark gekürzt und werden einer der folgenden Kategorien zugeordnet:

Fruchtholz: Solche Triebe sind auserkoren, in der anstehenden Vegetationsperiode Früchte zu bringen. Die drei oben genannten Schnittarten "kurz", "mittel" und "lang" beziehen sich auf dieses Fruchtholz und unterscheiden sich bezüglich der Länge, in der diese Fruchttriebe stehen bleiben. Oft werden die Schnittlängen auch kombiniert.

Ersatzholz: Diese Triebe werden auserkoren, in der anstehenden Vegetationsperiode vor allem kräftiges Holz zu bilden, was erst nach dem nächsten Winter zu Fruchtholz wird oder bei extremem Frost hilft, den Stock neu aufzubauen.

Stammholz: Manche Triebe werden künftig als Stammverlängerung gebraucht, um die Erziehung fortzusetzen und den Stock flächendeckend aufzubauen.

Schnitt und Ertragsmenge

Der Winterschnitt bestimmt maßgeblich die Ertragsmenge im folgenden Sommer. Als allgemeine Faustregel kann gelten: 10 - 20 Augen pro qm bleiben stehen, und nicht mehr! Bei einem Wandfeld von 10 qm wäre die Rebe so zu schneiden, dass alle kurzen, mittellangen und ggf. langen Fruchthölzer nach dem Schnitt insgesamt noch ca. 150 Knospen besitzen.

Das wären dann 150 Triebe, die im Folgejahr jeweils 1 - 2 Trauben tragen, einige fallen aus, so dass ca. 150 Trauben a 200 (sortenbedingt auch 500 und mehr) Gramm zu erwarten sind. Insgesamt wären das ca. 30 Kilogramm oder 4 "Wassereimer" auf die gesamten 10 qm, also 3 Kilogramm pro qm. Werden die Trauben gekeltert, sollte der Ertrag bei ca. 1,5 bis 2 kg/qm liegen. An frei stehenden Spalieren im Weinberg sind meist nur ca. 1 kg/qm zugelassen, um höchste Zuckerwerte zu erzielen.

Der richtige Zeitpunkt

Der Winterschnitt kann in der gesamten laubfreien Zeit erfolgen. Dabei gilt mancherorts die Einschränkung, dass unter minus 5 Grad nicht geschnitten wird. Je empfindlicher die Sorte und je frostiger das Klima, umso später wird geschnitten, durchaus bis in den März. Dann lassen sich eingetretene Frostschäden nach strengen Wintern besser korrigieren.

Sehr grobe Schnitte, also das Wegschneiden alter Abgänge oder ganzer Rebschenkel können schon im Dezember erfolgen, damit die Stellen verkorken und im Frühjahr nicht zu stark bluten.