Neuaufbau von Hausreben

Im Zuge eines Besitzerwechsels wird bei Gehöften oft die Fassade saniert, meist mit Aufstellung eines Gerüstes. Gehen die Arbeiten bis zum Fundament, ist die Rebe zu roden. Andernfalls kann sie bis auf Bodenniveau abgesägt und neu aufgebaut werden. Hier erfahren Sie, was bei einem solchen "Neuaufbau" zu beachten ist.

Die Behandlung der Weinrebe sollte während der Winterruhe erfolgen. Besitzt das Haus einen Vorgarten o. ä., ist kein komplettes Absägen der Pflanze nötig. Sie kann dann von der Fassaden abgenommen, durch Auslichtung heraus geputzt, an ein provisorisches Rankgerüst oder vielleicht sogar an das Baugerüst gesetzt werden und dort ein Jahr wachsen und überdauern. Die dicken Stämme sind erstaunlich biegsam und lassen sich meist gut "umlegen". 

 

Ist aber ein Umlegen nicht möglich, wird der Stock hinunter bis zu einem oder mehreren Hauptstämmen komplett abgesägt (Bild 02). Gibt es oberhalb des Bodens eine knollenförmige Verdickung, ist das wahrscheinlich eine Veredelungsstelle, dann wird unbedingt darüber gesägt. Der Sägeschnitt wird leicht schräg gesetzt, so dass auf der Schnittfläche später kein Wasser stehen und das Holz zerstören kann. Vielleicht ist es auch fair, den Weinstock vorher über den Eingriff zu "informieren"?

 

Sind im Bodenbereich ein oder zwei kräftige Neutriebe (hellbraunes Holz) zu sehen, kann der Rückschnitt weniger radikal erfolgen, indem diese Triebe gleich mit in der neuen Struktur verwendet werden (Bild 03). Im Frühling nach dem Schnitt wachsen dann einer (Bild 04) oder mehrere, sehr lange Wasserschosse (Bild 05) aus der Schnittstelle. Zunächst dürfen auch alle bleiben, weil sie den Wurzeln Nahrung und Kraft zuführen. Erstreckt sich die Bauzeit bis in den Sommer, müssen die neuen Triebe dann geschützt und von der Fassade weg geleitet werden.

 

Die neuen Triebe wachsen so stark, weil gewissermaßen der ganze Wurzelstock mit seiner Kraft "schiebt". Sie können 5 - 6 m lang werden und Geiztriebe als Verästelungen bilden. Durch den starken Wuchs ist das Holzgewebe allerdings schwammiger und anfälliger für Pilzkrankheiten als sonst. Deshalb muss alles unterlassen werden, was das Wachstum noch mehr antreibt: Kein Gießen, kein Düngen!

 

Im nächsten Winter muss dann klar sein, wie die weitere Erziehung verläuft. Für eine Freie Fächerform werden 3 - 5 Triebe belassen und der Rest bündig weg geschnitten. Bei anderen Formen wird nur ein Trieb nebst ausgewählten Geiztrieben  belassen. Aufgrund der bereits erzielten Verzweigung entfällt die "Erziehung im 2. Jahr", es wird sogleich weiter aufgebaut wie jeweils für das 3. Jahr beschrieben.