Überdachungen mit Kletterpflanzen ?

An Gebäuden lassen sich mit Kletterpflanzen auch "Girlanden" und sogar filigrane, grüne Überdachungen schaffen! Für sogenannte Girlanden genügen einzelne, frei gespannte Seile, für großflächige Überdachungen werden viele Seile gebraucht. Anhand von Beispielen erfahren Sie hier, welche Kletterpflanzen sich eignen und was zu beachten ist. Hilfreich ist ein stabiler Spann-Rahmen, dann aber handelt es sich eher um eine Pergola - dieses Thema wird separat besprochen.

"Stibadium" im Schlosspark Sanssouci / Potsdam / Brandenburg, Gemälde von Carl Graeb 1852
Gemälde v. C. Graeb 1852, © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Geeignete Kletterpflanzen

Besonders Weinreben eignen sich für grüne Girlanden, Überdachungen, Weinpergolen, Galerien usw., brauchen aber viel Pflege. Solcherart Dachgrün muss stets luftig bleiben (wegen der Mehltaugefahr)! Für dichtere Gründächer eignen sich Pfeifenwinde, Akebie und Wildreben, der Aufbau wirklich blickdichter, grüner Dächer dauert jedoch Jahre. Starkwüchsige Einjährige eignen sich für grüne Girlanden, weil hier wegen der überschaubaren Laub-Entwicklung und dem jährliche Absterben kaum statische Probleme entstehen. Bei stark windenden Pflanzen wie Blauregen, Baumwürger, Knöterich und Kiwi ist unbedingt darauf zu achten, dass Drahtseile nicht dauerhaft umschlungen werden. Details zu einer parallelen Stammführung finden Sie auf der Seite "Blauregen".

 

Einzelne und parallele Stränge (Girlanden)

Schon in der barocken Gartenkunst wurde mit hängenden Rebgirlanden, sogenannten "Festons" experimentiert. Später, nach der Elektrifizierung wurden im ländlichen Raum oft Elektroleitung über einen Hof geführt und das zugehörige, kräftige Spannseil gleichzeitig noch als Halteseil für eine Weingirlande benutzt. Für praktische Dinge haben sich Bauern schon immer begeistert! Ob Seil und Verankerung für solche zusätzlichen Lasten geeignet sind, ist im Einzelfall zu klären.
Oft wurden Seile aber auch nur gespannt, um Rankpflanzen zu ziehen. Aus diesen Anordnungen hat FassadenGrün das System 0040 abgeleitet. Dort finden Sie auch Infos zu den statischen Besonderheiten usw.. Mit mehreren, parallel gesetzten Girlanden dieses Seilsystems lassen sich bereits kleine grüne Dächer zwischen zwei Wänden ausbilden. Ggf. lassen sich Drahtseil-Überspannungen dann auch noch mit Rankfeldern an einer Wand kombinieren.

Straßenbegrünung

Grüne Stränge über Straßen finden sich oft in südlichen Ländern, in Deutschland z. B. in Freiburg/ Breisgau. Anders als bei einer Hofbegrünung sind hier eventuell Genehmigungen nötig, da Straßenraum beansprucht wird. Auch die Haftung bei möglichen Schäden (z. B. bei ausgerissenen Spannseilen) sollte geklärt sein, dann steht einer Straßenbegrünung nichts im Wege. Naturgemäß wird sie sich auf schmale Straßen, Gassen und Fußgängerzonen beschränken.

Fächerförmige und vernetzte Stränge

Besonders eignen sich für flächige Überspannungen Modifizierungen von System 7060 mit sich überkreuzenden Seilfächern. Grüne Überdachungen sollten möglichst hoch gezogen werden, schon um einen gewissen Durchhang der Seile zu ermöglichen und auszugleichen. Auch können Blätter und Triebe, die nach unten hängen, sich dann besser entfalten und stören weniger, weil noch genügend Durchgangshöhe vorhanden ist.
Verteilerpunkte für die Seile werden oft an separate Holzstützen wie bei Drahtrahmen gesetzt, dabei sind die Pfosten wie bei den Drahtrahmen abzustützen bzw. gemäß Seilsystem 0050 ins Erdreich abzuspannen, ggf. auch doppelt mit versetzen Seilen (Stützdreieck). Ggf.  kann auch mit kurzen Spannseilen oder Edelstahl-Gewindestangen in einer dahinter liegenden Wand verankert werden (s. Foto). Eine Befestigung im oberen Bereich der Wand ist nur zulässig, wenn die oberen Steine durch einen Ringanker oder eine aufliegende, schwere Beton-Dachplatte gehalten werden, andernfalls muss tiefer befestigt werden. An Grundstücksgrenzen ist bei Überschreitung ortsüblicher Zaunhöhen ggf. eine gesonderte Genehmigung einzuholen.
Gehen viele Seile von einem Punkt ab, sind Ringe mit Schraubgliedeinzubauen. Es sollte dann in jedem Fall nur 3 mm Seil verwendet werden, damit die Seile das "schwächste Glied" im System bleiben und Lastspitzen sich nicht zu stark auf die Pfosten auswirken.

Transparente "Dachbegrünung" mit Akebie an Rankseilen
Transparente "Dachbegrünung" mit Akebie an Rankseilen