Fassadengruen
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Neues Bauen und Begrünung (ca. 1920 - heute)

Im Bauhaus-Stil, beim "Neuen Bauen" ab 1920 war Begrünung nach den Ideen der "Gartenstadt" zunächst verpönt, denn es ging darum, Gebäude von nutzlosem Gezier zu entrümpeln…

Neues Bauen mit Rosen, Architekt des Holzspalieres: Werner Wirsing, 1986, München / Bayern
Neues Bauen mit Rosen, Architekt des Holzspalieres: Werner Wirsing, 1986, München / Bayern
Die ersten Bauhaus-Gebäude

Die wenigen Originalhäuser aus der Bauhaus-Zeit bis ca. 1935 stehen unter strengem Denkmalschutz. Sie sind meist in Weiß gehalten, denn das war die typische Farbe des "Neuen Bauens". Das Ideal war die "Wohnmaschine", und so entstanden klare, kantig geschnittene Fassaden - oft ohne Details - die abweisend, kalt und grell wirken können.  Die Häuser wirken aus der Ferne leuchtend und rein, aus direkter Nähe mitunter aber auch grell. Begrünungen sind hier quasi ausgeschlossen, auch wenn sie die Blendwirkung der Fassaden mildern könnten. Immerhin ist es möglich, Kübelpflanzen an die Wände zu stellen. Bei Häusern aus späterer Zeit darf ggf. begrünt werden, Selbstklimmer und auch stark wüchsige Pflanzen sind jedoch eher zu meiden.


Plattenbauten ab ca. 1950

Ab ca. 1950 wurden Ideen des "Neuen Bauens" auch bei Sozialwohnungen umgesetzt. Gebäudebegrünung spielte auch da keine Rolle, aber im Zuge der Umweltbewegung s. unten gab es ab 1980 erste Versuche. Um Vermietungsquoten zu sichern, wurden diese Gebäude dann ab 1990 im großem Stil saniert und manchmal auch mit Rankhilfen begrünt, besonders die fensterlosen Giebel. Leider waren die zum Teil sehr prägnanten Fassaden nach einer Dämmung oft ausdruckslos, da gleichmäßig hell gestrichen (Wände mit WDVS vertragen keine dunklen Farbtöne). Und leider wurden solche Hochbegrünungen mangels Pflege mitunter auch stark vernachlässigt oder gerodet.


Umweltbewegung (ca. 1970 - heute)

Nach 1945 erhielt die Bauwerksbegrünung also zunächst keine neuen Impulse. Das große Aufräumen war wichtiger, sowohl physisch als auch mental. Verheißungsvolle Projekte der Gartenstadt-Zeit schliefen ein, weil die Haus-Erben nichts vom Schnitt verstanden oder keine Lust hatten, sich wegen ein paar Früchten um die Begrünung zu kümmern. So entstand eine Pause, bis aus der 68-iger-Bewegung die Öko- bzw. Umweltbewegung und mit ihr die ökologisch motivierte Gebäudebegrünung entsprang. Viele grüne Flächen entstanden, speziell bei Hochbegrünungen zeigten sich aber auch Probleme. Federführend waren und sind hier die Umweltverbände, die die "Hausbegrünung" wieder vom Land in die Stadt trugen. Billige Flächenbegrünungen sollten das innerstädtische Klima verbessern: "Pflanz´ einen Wilden Wein ohne teure Rankhilfe an Dein Haus - und alles wird gut!", so lauteten die Appelle. Nicht kleckern, sondern klotzen - Vollbegrünung war angesagt! Unzählige kommunale Förderprogramme wurden aufgelegt, tausende Selbstklimmer verschenkt. Vorbild waren Begrünungen aus dem Sozialen Wohnungsbau der 20-iger und 30-iger Jahre. Auch Wettbewerbe wie "Die schönste Begrünung unserer Stadt" wurden durchgeführt.


Verwahrlosung und Bauschäden

Im Eifer wurde mitunter übersehen, dass solche Begrünungen nur funktionieren, wenn ein perfektes Netz von Abstimmungen existiert: Befürwortung durch den Hausbesitzer, Akzeptanz bei Mietern und Nachbarn, Übernahme von Pflegekosten, Entsorgung des Herbstlaubes usw.. Bald folgten Rückschläge, denn was geschieht, wenn eine niedliche Begrünung sich zur grünen Krake entwickelt, mit ihren lichtscheuen Trieben in Dachkästen, Ritzen und Spalten dringt und dort die Substanz beschädigt? Ist der Hausbesitzer bereit, alljährlich Schnittarbeiten im 4. Geschoss seines Hauses von einer Spezialfirma ausführen (und bezahlen...) zu lassen?


Neue Wohngebäude nach 2020

Inzwischen - gerade auch wegen der Klimakrise - werden beim “Neuen Bauen” gern Grünfelder integriert. Dabei sind Pflanzen zu bevorzugen, die nicht wie die Selbstklimmer "wild" wachsen, sondern sich an Rankhilfen formieren lassen. Es wird empfohlen, einen Fassadengarten frühzeitig mit dem Architekten zu besprechen, weil er ihn dann in die Formensprache "seines" Gebäudes einordnen kann. Unten sehen Sie vor allem Beispiele mit Seilsystemen, es sind aber auch Spaliergitter möglich. Anspruchsvoll ist die Befestigung der Rankhilfen, wenn Sonderfassaden zu begrünen sind.


Büro- und Gewerbebauten

Auch beim Büro- und Gewerbebau haben sich die Vorzeichen seit 1920 geändert, "Grünes Bauen" spielt zunehmend eine Rolle. Pflanzen und “Fassadengärten” werden integraler Bestandteil hochwertiger Architektur, Parkhäuser werden begrünt, hohe Rankwände entstehen und Bauwerksbegrünung in allen Facetten ist kaum noch wegzudenken. Auch völlig neuartige Begrünungssysteme direkt auf den Fassaden werden erprobt, sind jedoch (noch) sehr pflegeintensiv.

Wohnungsbau - Einfamilienhäuser

Begrünte Wohnbauten, vor allem aus der Zeit nach 2000. Handelt es sich um FassadenGrün-Systeme, ist die Seilsystem-Nr. vermerkt. Mehr Beispiele s. bei Moderne Rankgitter.

Wein mit Seilsystem 5050 / mittel an einem Wohnhaus des Modernen BauensImmergrünes GeissblattImmergrünes Geißblatt, Seilsystem mittlerer BauweiseSeilsystem 8040 modifiziert, Kleine Kiwi geplantPfeifenwinden mit Herbstlaub an Drahtseilen analog zu Seilsystem 5050Wilder Rankwein, Herbstfärbung, Stahlseil-System 5040 schwer auf WDVSVerschiedene Rankpflanzen auf einer Dachterrasse, System 2020Modifiziertes System 3060 auf WärmedämmungGepflegte Blauregen an einem modernen StadthausÖkologisches Bauen mit verschiedenen RankpflanzenBalkonbegrünung mit GlyzinieEinjährige Prunkwinden an RankdrähtenFallrohrbegrünung mit Braunäugiger SusanneSichtschutz mit BlauregenBegrünung von Reihenhäusern mit Glyzine u. a.Marille (Aprikose) mit Seilsystemen 1040 auf FassadenplattenMit Immergrünem Geißblatt begrünte Raumbox, Seilsystem 7060Gebäudebegrünung mit Geißblatt, Seilsystem 5050 modifiziertNeues Bauen mit Grün: 2 Weinreben in KübelnMit Efeu begrünter Carport

Sozialer Wohnungsbau - Umfeldverbesserung

Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich immer um nachträglich gedämmte und dann begrünte Fassaden.

Rankelemente aus lackiertem Metall-Vierkantrohr an einem Giebel, Kleinblättrige Pfeifenwinde Aristolochia tomentosa, Chemnitz / SachsenWandbegrünung mit Blauregen an einem Giebel in BerlinScharlachwein Vitis coignetiae an einem Giebel in Erfurt-Nord / ThüringenWandgrün mit Wildem Rankwein an Metallgittern, Dresden / SachsenSchlingknöterich an einem Gittersystem, Torgau / SachsenVorgesetzte Rankwand aus Stahlprofilen, Pfeifenwinden, Erfurt / ThüringenMischbegrünung an textil-ummantelten Rankseilen, Leipzig / SachsenWisteria an einem Geländer, Plattenbauten in Jena / ThüringenSanierter Wohnblock mit Knöterich an Rankseilen, Lübben / BrandenburgUnsanierter Plattenbau mit Fünflappigem Wilden Wein P. quinquefolia, Cottbus / BrandenburgEiner der letzten, ausdrucksstarken WBS-70-Plattenbauten OHNE zusätzliche Dämmung - in Bälde vielleicht ein Fall für den Denkmalschutz! Rankgitter mit Blauregen, Gera /ThüringenEin Grünprojekt mit Pfeifenwinden an Rankseilen in Dresden / SachsenMischbegrünung an einem Plattenbau-Giebel, Leipzig / SachsenBegrünungen an Typenbauten WBS 70 nahe einem für die Luftfeuchtigkeit förderlichem Gewässersystem, Leipzig / SachsenWohnblock der WBS-70-Serie aus DDR-Zeit ohne nachträgliche Dämmung mit Clematis vitalba an Stahlseilen, Leipzig-Paunsdorf / SachsenMit WDVS sanierte Mietwohnungen, Baumwürger an Stahlseilen, Leipzig-Sellerhausen / SachsenInnerstädtisches Wohnungsbauprogramm aus DDR-Zeit ohne Nachwende-Dämmung, nachträgliche Begrünung der Erdgeschosszone mit Glyzinien an Seilsystemen 9020, Kolonnadenstraße in Leipzig / SachsenPlattenbau-Giebel ohne nachträgliche Dämmung, Bauwerksbegrünung bis 25 m Höhe mit Wildem Mauerwein (Jungfernrebe), Halle/Saale // Sachsen-Anhalt

Büro- und Gewerbebau

Beispiele für erfolgreiche Begrünungen - bitte nutzen Sie ergänzend auch die Seite zu Parkhäusern.

Alternative Begrünungsarten an einem Bürogebäude: Vorgeständerte Rankanlage mit Blauregen, Knöterich und Pfeifenwinde, Neubau der IHK Cottbus / BrandenburgGebäudebegrünung mit Blauregen am Treppenturm einer Fabrik in Dresden / SachsenMit Klettertrompeten an Rankseilen begrünte Glasfassade, Leipzig / SachsenKinogebäude mit vorgepflanztem Feuerdorn in Döbeln / SachsenMit Blauregen-Spindeln begrüntes Hotel in Heringsdorf / Rügen / Mecklenburg-VorpommernEinheimische Urwald-Lianen: Clematis vitalba an einem Universitätsgebäude in Leipzig / SachsenWilder Rankwein oder Wilder Mauerwein an einem Einkaufszentrum in Halberstadt / Sachsen-AnhaltKleiner Gewerbebau im Internationalen Stil mit Glyzinien in Quedlinburg / Sachsen-AnhaltBegrünung einer Fahrzeughalle mit Immergrünem Geißblatt, Leipzig / SachsenGrüne Rankwände mit Blauregen u. a., Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig / SachsenEine "Living Wall" von Patrick Blanc am Kaufhaus "Galeries Lafayette" in BerlinVorgeständerte Grünwand mit Wildem Rankwein, Uni-Klinikum Leipzig / SachsenObjektbegrünung am Pausen-Häuschen einer Straßenbahn-Endstelle, separate Gitter-Einhausung der Raumbox als Rankhife für die Kletterpflanzen, Leipzig-Knautkleeberg / SachsenGenial und einfach: Wandgestaltung mit Wildem Wein an einem Einkaufsmarkt, ein Wandversatz begrenzt die vier grünen Wandfelder und hält die Pflanzen in dem ihnen zugewiesenen Bereich. Leipzig-Liebertwolkwitz / Sachsen (zweites Foto s. oben)Treppenturm an moderner Architektur (Fluchttreppenhaus), begrünt mit Wildem Rankwein, Hochschulgebäude HTWK Leipzig / SachsenHallenbegrünung mit Wildreben Vitis coignetiae an Ranknetzen aus Stahlseil, St. Benno-Verlag / Leipzig / SachsenMit Wildem Rankwein begrünte Mauerscheiben am Eingang einer Schule, Leipzig-Mölkau / SachsenKrankenhaus-Neubau im Internationalen Stil, eine fensterlose Wand begrünt mit Schlingpflanzen an Seilen, Halle an der Saale / Sachsen-AnhaltDie Wand- und Fensterlaibungen ziegen, wie dick diese Bauwerksbegrünung an vielen Rankseilen werden soll, wenn sie gut gepflegt wird.... Fraunhofer-Institut Halle an der Saale / Sachsen-AnhaltModernes Bauen und Efeu-Begrünungen an einem Büro- und Hotelgebäude. Mit mehr Pflegeaufwand wären wahrscheinlich auch die Gitterfelder im großen Wanddurchbruch mit Kübelpflanzen (wieder) begrünbar. Halle-Neustadt / Sachsen-AnhaltSchräg verspannte Seilsysteme 0020 mit Pfeifenwinden und Wildem Rankwein, ZOO Leipzig - "Gondwanaland" / SachsenHochregallager mit GFK-Gittern auf Sandwich-Fassade, auf der Seite zum Landschaftsschutzgebiet hin begrünt mit Hopfen und Knöterich, Zustand 6 Monate nach Fertigstellung, Böttcher-AG in Jena / ThüringenLuftansaugturm am Fraunhofer-Institut, Seilsystem 5050 massiv, modifiziert, für Clematis, 1 Jahr nach Fertigstellung, Jena / ThüringenBauwerkbegrünung an einem Parkhaus, verschiedene Schlingpflanzen an gespannten, verzinkten Stahlstangen, "Arsenal"-Shopping-Center Wittenberg / Sachsen-AnhaltBegrünung eines Einkaufszentrums mit Knöterich, Clematis vitalba, Akebie u. a. an Stahlseilen, Konstanz / Baden-WürttembergPfeifenwinde und Klettertrompete, Uniklinikum Radiologie, Dresden / Sachsen