Nach 1945 erhielt die Bauwerksbegrünung zunächst keine Impulse. Das große Aufräumen war wichtiger, sowohl physisch als auch mental. Verheißungsvolle Projekte der Gartenstadt-Zeit schliefen ein, weil die Haus-Erben nichts vom Schnitt verstanden oder keine Lust hatten, sich wegen ein paar Früchten um die Begrünung zu kümmern. So entstand eine Pause, bis aus der 68-iger-Bewegung die Öko- bzw. Umweltbewegung und mit ihr die ökologisch motivierte Gebäudebegrünung entsprang. Viele grüne Flächen entstanden, speziell bei Hochbegrünungen zeigten sich aber auch Probleme.
Die Umweltbewegung ist zwar kein "Baustil", hat aber trotzdem unsere Städte geprägt. Federführend waren und sind hier die Umweltverbände, die die "Hausbegrünung" wieder vom Land in die Stadt trugen. Billige Flächenbegrünungen sollten das innerstädtische Klima verbessern: "Pflanz´ einen Wilden Wein ohne teure Rankhilfe an Dein Haus - und alles wird gut!", so lauteten die Appelle. Nicht kleckern, sondern klotzen - Vollbegrünung war angesagt! Unzählige kommunale Förderprogramme wurden aufgelegt, tausende Selbstklimmer verschenkt. Vorbild waren Begrünungen aus dem Sozialen Wohnungsbau der 20-iger und 30-iger Jahre. Auch Wettbewerbe wie "Die schönste Begrünung unserer Stadt" wurden durchgeführt.
Einige Städte fordern bei Um- und Ausbau in dicht bebauten Gebieten Begrünungen nach Quadratmeter-Schlüsseln, dabei wird auf eine Bewahrung oder Verbesserung des Mikroklimas abgezielt.
Allzu oft wird die Forderung als lästig empfunden und dann nur halbherzig erfüllt. Ein Kollege aus der Begrünungs-Branche berichtete, dass eine große und zunächst nur beauftragte, also noch nicht durchgeführte Verttikalbegrünung am Tag nach der Abnahme des gesamten Neubaus durch das städtische Bauamt plötzlich vom Auftraggeber storniert wurde, weil die Beamten "vergessen" hatten, nach dem vereinbarten Begrünungssystem zu sehen, jedoch per Unterschrift die behördliche Abnahme bestätigten und die Begrünung nun - ein Glücksfall für den Geldbeutel des Bauherren - "entbehrlich" war....
Wirklich überzeugend sind ökologisch motivierte Begrünungen dann, wenn nicht nur anonyme Forderungen, sondern Bauherren dahinter stehen, die ihre Begrünung dann mit Leidenschaft pflegen (lassen).
Im Eifer wurde mitunter übersehen, dass solche Begrünungen nur funktionieren, wenn ein perfektes Netz von Abstimmungen existiert: Befürwortung durch den Hausbesitzer, Akzeptanz bei Mietern und Nachbarn, Übernahme von Pflegekosten, Entsorgung des Herbstlaubes usw.. Bald folgten Rückschläge, denn was geschieht, wenn eine niedliche Begrünung sich zur grünen Krake entwickelt, mit ihren lichtscheuen Trieben in Dachkästen, Ritzen und Spalten dringt und dort die Substanz beschädigt? Ist der Hausbesitzer bereit, alljährlich Schnittarbeiten im 4. Geschoss seines Hauses von einer Spezialfirma ausführen (und bezahlen...) zu lassen?