• Deutsch
  • English
  • Français

Wetterschalen - Zweischaliges Mauerwerk

Diese Seite gehört zum Bereich "Sichtmauerwerk", hier geht es um Bauwerksbegrünung mit Seil oder Stäben in so genannten "Wetterschalen", als welche sich moderne Klinkerwände oft präsentieren. Extrem leichte Wetterschalen wiederum, z. B. aus keramischen oder Kunststoffplatten und auch "Vorgehängte, hinterlüftete Fassaden" werden hier nicht behandelt, sondern sind unter "Fassadenplatten" zu finden. In Ausnahmefällen können Wetterschalen auch verputzt sein, bitte schauen Sie dann ergänzend auch dort nach.

Zweischaliges Mauerwerk - Begriffe

Wetterschalen halten Sonne, Wind und Regen ab und tragen quasi nur sich selbst. Sie sind deshalb "nichttragende Außenwände" und befinden sich vor einer wärmegedämmten Wand, auf der die Decken und auch das Dach liegen. Beide Mauerschichten sind mit Dübelankern oder Edelstahl-Stäben verbunden und heißen "Zweischaliges Mauerwerk", zusammen mit der dazwischen liegenden "Kerndämmung" dann auch "Sandwichfassaden". Oft befindet sich zwischen Dämmung und Außenschale noch eine Luftschicht von 4 - 6 cm, dann gibt es in der Außenschale typische Fugenschlitze oder kleine Öffnungen zum Durchlüften und Entwässern, falls innen Tauwasser entsteht.

Statische Probleme von Wetterschalen

Im Gegensatz zum klassischem Hausbau, bei dem alle Außenmauern stabil über die Gebäude-Ecken verbunden und ausgesteift sind ("Ecksteine"), sind Wetterschalen an den Ecken meist unterbrochen, erkennbar an langen, vertikalen Dehnungsfugen, die die Wandabschnitte trennen. Jede Wand steht sozusagen separat, ist damit beweglicher bei Ausdehnungen usw., aber auch empfindlicher gegenüber Lasten von Rankelementen usw.. Je nach Typ, Bauart und Ausführung kann die Belastbarkeit von Wetterschalen stark schwanken. Und wenn eine Außenschale bereits Risse an Dehnfugen, Fenster-Ecken usw. zeigt, sind diese nebst Ursache erst zu beseitigen, bevor eine Bauwerksbegrünung angebracht wird.

In den 3-4 oberen Steinreihen einer Wetterschale und nahe der Ecken sind Befestigungen zu vermeiden, um Rißbildung wie bei "Mauern" beschrieben vorzubeugen. Selbst 25 - 40 cm neben den Ecken sollte "spreizdruckfrei", also ohne Dübel und nur mit Verbundmörtel befestigt werden.

Vorschriften zur Befestigung in Wetterschalen

Bevor Sie Rankelemente von FassadenGrün befestigen, prüfen Sie bitte, ob es in Ihrem speziellen Fall, also für Ihr Haus Vorschriften gibt, die zu beachten sind. Entweder sind solche Vorschriften den Bau-Unterlegen zu entnehmen (z. B. bei Fertighäusern) oder sie werden individuell von der Baufirma formuliert. Da Ranksysteme dort meist nicht explizit erwähnt werden, sind Vorschriften für ähnliche Objekte bindend. Leichte Ranksysteme von FassadenGrün sind dabei wie Briefkästen und Außenlampen zu behandeln, die einfache und mittlere Bauweise dann eher wie auskragende Ladenschilder und Satelliten-Schüsseln sowie die schwere und massive Bauweise analog zu Markisen.

Meist wird vorgegeben, dass Befestigungen in der Außenschale UND in der tragenden Wand nicht zulässig sind, weil beide Bauteile sich unabhängig voneinander bei Spannung bewegen müssen und "Zwängungen" nicht statthaft sind. Auch ist bei Befestigung in der inneren Wand jeglicher Druck infolge angezogener Schraubmuttern usw. zu vermeiden, weil er die Außenschale gegen die Innenwand drückt und zu Rissen im Mauerwerk führt.

All dies läuft darauf hinaus, dass Befestigungen allein in der Wetterschale erfolgen und alle entstehenden Lasten von dieser "aufgenommen" und "abgetragen" werden müssen. Die Draht-Verbindungsanker zwischen den beiden Schalen können dabei eine Unterstützung sein, um Lasten auch auf die Innenwand zu übertragen. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Anker gerade bei größerer Länge, also wenn eine Hinterlüftung überbrückt wird, nur Zugkräfte aufnehmen können und keine Druckkräfte infolge Ausbeulung und Dellen-Bildung der Wetterschale.

Erfahrungen bei Rankelementen

Erfahrungsgemäß ist die leichte Bauweise von FassadenGrün unbedenklich und in jeder Wetterschale anwendbar. Ähnliches gilt für die einfache Bauweise, die Ösen sollten aber tief eingeschraubt werden, der Wandabstand der Seile bleibt so auf 2-3 cm beschränkt. Auch sind die Seilklemmen nicht übermäßig straff anzuziehen. Die mittlere Bauweise "Eco" ist ebenfalls meist uneingeschränkt einsetzbar, bei "Classic" und "Premium" sind die Seilvorspannungen etwas geringer als üblich auszuführen und die Madenschrauben in den Haltern sollten nur mittelmäßig angezogen werden, damit das Seil bei Überlastung "rutschen" kann. Die Befestigung kann in Stein oder Fuge erfolgen.

Auf die schwere und massive Bauweise wird im Zweifelsfall besser verzichtet. Alternativ wird eine der mittleren Bauweisen eingesetzt, bevorzugt „Premium“, weil dort besonders wenig Spreizdruck entsteht. Die Halter sind dann dichter zu setzen, also aller ca. 0,8 m bis 1,0 m statt sonst 1,5 m bis 1,8 m. Dann verteilen sich die Zugspannungen auf mehr Ankerpunkte und werden gleichmäßiger in die Wand „abgetragen“. Eine andere Alternative sind Rankgitter, weil hier nicht so hohe Zugspannunge auftreten und die Halterungen und somit die Klinkerschale weniger belastet werden.

Zum Bohren empfeheln wir Hammerbohrer HB 44444.

Mit Kiwi begrünte Vorsatzschale aus Klinkern. Zwischen Ecke und Fallrohr vertikale Dehnungsfuge.
Begrünte Vorsatzschale aus Klinkern
Ein Beispiel für zweischaliges Mauerwerk, hier aber als Trennwand im Außenbereich und ohne Kerndämmung, Seilsystem mittlerer Bauweise f. Kletterhortensie.
Zweischaliges Mauerwerk
Aufbau einer Vormauerschale, die Kerdämmung aus Mineralwolle nebst Draht-Ankern ist sichtbar.
Kerndämmung bei zweischaligem Mauerwerk
Sockel einer hinterlüfteten Klinker-"Schale" mit typischen Lüftungsschlitzen
Vormauerschale aus Klinkern mit typischen Lüftungsschlitzen
Seilsystem 3030 mittlerer Bauweise in Klinkerschale, Rebe im Aufbau
Seilsystem auf Klinkerschale
Wetterschale aus Klinkern von ca. 1970, Seilsystem mittlerer Bauweise für Kletterhortensie
Begrünte Wetterschale aus Klinkern
Seilsystem 5040 modifiziert, mittlere Bauweise, Weinrebe
Klinkerschale mit Wein
Vormauerschale mit Ranksystem 3060 modifiziert, mittlere Bauweise, Kletterrose. Rechts vertikale Dehnungsfuge.
Ranksystem auf Vormauerschale
Rankelement 5030, einfache Bauweise (Ausschnitt) als Andrückhilfe für Kletterhortensie, Fugenbefestigung. Unten zwei steingroße, graue Lüftungsgitter.
Rankelement auf Wetterschale
Moderne Verblendfassade von ca. 2012, Ranksysteme in schwerer Ausführung mit Fugenbefestigung, Pfeifenwinde.
Verblendfassade mit Pfeifenwinde