Fassadengruen
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Begrünung in Regalbauweise

Dieses Konzept steht zwischen der klassischen, bodengebundenen Begrünung und den “Living Walls”. Für die Aufstellung von Pflanzkübeln benötigt es “Laubengänge”, Balkone oder Plattformen am Gebäude.

Die "Calwer Passage" im Zentrum von Stuttgart / Baden-Württemberg
Ein bekanntes Vorzeige-Projekt: Die "Calwer Passage" im Zentrum von Stuttgart / Baden-Württemberg
Wo finden sich solche Begrünungen und was kosten sie?

“Regalsysteme” erfüllen hohe ökologische Ansprüche in verdichteten Bereichen. Das Konzept eignet sich für repräsentative Gebäude, für Innenstadt-Lagen, Firmensitze oder auch schlichtweg dort, wo ein grüner Sichtschutz gewünscht wird. Die Investitionskosten können bei 400 bis weit über 1.000 Euro pro Quadratmeter begrünter Fläche liegen (Stand 2020).

Wie bei einem Regal wird die Begrünung in mehreren Etagen, auf mehreren “Regal-Brettern” angeordnet, meist in dort aufgestellten Pflanztrögen und oft mit automatischer Bewässerung. Das Grün ist sofort oder nach wenigen Wochen / Monaten schon voll präsent.

Mitunter braucht das Gebäude wegen der Begrünung eine eigene, der Fassade vorgestellte Konstruktions-Ebene in Laubengang-Bauweise für die Aufstellung und Pflege der Pflanzkübel, und dann wird es richtig teuer. Verfügt das Gebäude jedoch soundso über Laubengänge, lassen sich diese oft kostengünstig begrünen. Sie müssen jedoch breit genug für Fluchtwege UND Pflanzkübel sein sowie ggf. für die Aufstellung der schweren Töpfe ertüchtigt werden.

Die Pflanzen können hängend herunterwachsen oder auch - an Drahtseilen und Gitterstäben - kletternd emporwachsen.

Die Pflegekosten sind umso höher, je mehr Grünmasse produziert und durch Schnitt entfernt werden muss. Ein Mix verschiedener Pflanzen auf engem Raum erfordert Fachpersonal bei Schnitt und Pflege, was die Kosten ggf. nochmals erhöht.

Das Pilotprojekt "Callwer Passage" in Stuttgart

Vom Bauherrn “Ferdinand Piëch Holding GmbH” und dem Architekten Christoph Ingenhoven als Leuchtturm-Projekt geplant, hat diese mehrere Millionen Euro teure Grünfassade so ziemlich alle Erwartungen übertroffen. In der Vorbereitung wurde auch nichts dem Zufall überlassen! Für alle vier Himmelsrichtungen wurden Pflanzen an Musterwänden erprobt. Als feststand, was zueinander passt, wurden die Pflanzen in mehr als eintausend großen “Inlay”-Trögen monatelang in einer Gärtnerei vorkultiviert, bis sie schließlich 2022 per Kran in die Metallkübel der Fassade eingeschwenkt und an die Bewässerung angeschlossen wurden. Diese wiederum erkennt per Sensor Außentemperatur und Feuchtegrad in den Kübeln und kann somit maßgenau arbeiten…

Der Anteil unserer Firma “FassadenGrün” am Projekt ist vergleichsweise bescheiden und besteht in der Zulieferung von Kleinteilen für die Rankseile.

Fazit: Auch wenn dieses geniale Projekt kaum reproduzierbar ist, wird es Anregung für alle künftigen Vorhaben dieser Art geben! 

Begrünung im Frühjahr 2024 an der "Callwer Passage" in der Innenstadt von Stuttgart / Baden-Württemberg

In dieser Fotogalerie wird versucht, die vielen am Pilotprojekt eingesetzten Pflanzen in ihrer gestalterischen Wirkung zu zeigen. Wenn nichts Anderes vermerkt ist, wurden die Fotos Anfang April 2024 gemacht.

Die "Calwer Passage" mit langen, überhängenden Pflanzentrieben zur Herbstzeit, vor dem Schnitt (Ende Oktober 2023) in Stuttgart / Baden-WürttembergDie "Calwer Passage" mit langen Trieben (Zierwein 'Inserta' - Parthenocissus inserta) Ende Oktober 2023 in Stuttgart / Baden-WürttembergDieselbe Stelle wie auf dem Foto zuvor, aber jetzt nach dem Schnitt der Pflanzentriebe im Frühling (Aprill 2024). "Calwer Passage" in Stuttgart / Baden-WürttembergDie "Callwer Passage" im Frühjahr 2024 in Stuttgart / Baden-WürttembergCallwer Passage: Hier ist der technische Aufbau der "Regalbretter" gut sichtbar: Reihen von Pflanztrögen und Gitterbleche zum Entlanglaufen.  Rechts ist u. a. Efeu (Hedera helix) zu sehen. Stuttgart / Baden-WürttembergDiese Begrünung lebt vom Zusammenspiel verschiedenster Pflanzen. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergVon links unten nach rechts: Cotoneaster 'Coral Beauty', Lonicera henryii, Parthenocissus inserta, Lonicera henryii. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergCotoneaster 'Coral Beauty' an der Calwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergHier wird der überhängende Bewuchs hauptsächlich von Kriechmispeln erzeugt, vermutlich der Sorte 'Skogholm'. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergNach dem Schnitt im Frühling sind folgende Hängepflanzen sind erkennbar: Oben links Clematis alpina (frisches Hellgrün), rechts mit dunkelgrünen Blättern Efeu (Hedera helix), darin einige hellere Triebe von Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergNeues Grün im zeitigen Frühjahr: Links unten Clematis alpina, Bildmitte Zierwein "Inserta" (Parthenocissus inserta), rechts oben Schlingknöterich (Polygonum aubertii), rechts unten Vinca major. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergLinks oben Hedera helix, Mitte oben 2 Rankseile mit Parthenocissus inserta, rechts daneben eine Clematis, Mitte unten Jasminum nudiflorum, rechts oben Vinca major. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergBildmitte Clematis alpina, rechts oben Vinca major, rechts unten Cotoneaster 'Coral Beauty' mit roten Beeren. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergLinks: Parthenocissus inserta, Mitte: Lonicera henryii, rechts: Cotoneaster. Callwer Passage in Stuttgart / Baden-WürttembergDie Niedrige Purpurbeere (Symphoricarpos chenaultii „Hancock“) an der Callwer Passage in Stuttgart / Baden-Württemberg
Pflanzen für Begrünungen in Regalbauweise

Wünschenswert sind hier natürlich wintergrüne Pflanzen, aber sommergrüne Arten sind oft schöner. Mit einer Mischung aus beiden lassen sich tolle Effekte erzielen. Arten mit schwachem bis mittelstarken Wuchs sind zu bevorzugen, weil dann der Pflegeaufwand (Schnitt) begrenzt ist. Unübersichtlichen Fitze und Knäuel sollen nicht entstehen! Auch Arten wie Hopfen, die viel abgestorbene Pflanzentriebe erzeugen sind eher sind zu meiden, denn sie bilden “Totholz” und werden dann womöglich zu einer “Brandlast”. Insgesamt ist die Kultur im Kübel eine Herausforderung, nicht alle Pflanzen mögen das. Die nachfolgend genannten Arten jedoch haben sich bewährt, ohne dass dies ein Ausschlußkriterium sein soll. Viele sind auf den Fotos zu sehen.

Schlingpflanzen: Immergrünes Geißblatt, Japanisches Geißblatt, Schlingknöterich, Zierwein “Kolomikta”, Periploca, Akebie, Schisandra.

Rankpflanzen: Rankende Jungfernrebe, Traubenfreie Wildrebe, Ampelopsis

Blattstielranker: Clematis alpina, Clematis tangutica, Clematis montana

Spreizklimmer: Winterjasmin

Hängepflanzen: Efeu, Rankende Jungfernrebe, Winterjasmin, Zwergmispel ‘Coral Beauty’ und ‘Skogholm’, Großblättriges Immergrün (Vinca major), Niedrige Purpurbeere (Symphoricarpos chenaultii „Hancock“)

Begrünung in "Regal"-Bauweise, Clematis an Rankseilen
Kombination mit Pflanzen, die im Erdboden wachsen

Begrünung in “Regalbauweise” lässt sich mit der klassischen, bodengebundenen Begrünung kombinieren! Auch wenn dieser Weg am oben genannten Pilotprojekt nicht gegangen wurde… Die Begrünungs-"Grundlast" kann über unten im Erdboden wachsende Pflanzen kommen, ggf. auch mit der Aussicht, mehrere Jahre auf den Erfolg und die gewünschten Begrünungs-Höhen warten zu können. Die “Regal”-Begrünung ist sofort, also schon im ersten Jahr sichtbar, verdichtet schließlich das Erscheinungsbild und setzt zusätzliche Akzente wie Blüten usw..

Klassische bodengebundene Begrünung (Efeu - Hedera helix) in Kombination mit Pflanztrögen oben in den Laubengängen
Pro und Contra "Automatische Bewässerung"

Eine automatische Bewässerung, am besten mit Düngung, ist teuer, aber nachhaltig, denn solange sie funktioniert, sind die Pflanzen grün und vital. Die Kosten dafür sind entsprechend hoch. Bei großen Grün-Flächen wiederum ist die Bewässerungsanlage deutlich wirtschaftlicher, wenn ihr Preis auf die Anzahl der Quadratmeter umgerechnet wird. So eine Anlage muss natürlich auch gewartet werden, damit die Leitungen nicht verkalken, damit auch im Winter eine Befeuchtung stattfindet usw.. Aber man muss es klar sagen: Automatische Bewässerung ist die beste Lösung! 

Um diese teure Haustechnik einzusparen, kann die Bewässerung und Pflege der Kübel natürlich auch durch die Nutzer erfolgen, vor allem im Wohnungsbau. Was nach unseren Erfahrungen allerdings nicht funktioniert, ist, dass VIELE Akteure einzelne Kübel, Begrünungs-Abschnitte oder auch Pflegeintervalle betreuen. Günstiger ist EIN Verantwortlicher für die gesamte Begrünung, für alle Kübel usw.. Das kann ein Ruheständler im Haus sein, der für das Gießen einen Mietnachlass bekommt, oder auch ein Hausmeister.

Oder: Jeder Nutzer bekommt seinen eigenen Pflanzkübel, z. B. auf einem Balkon. Dazu können voluminöse (also nicht zu kleine) Pflanzgefäße bereits in die Architektur integriert werden und dann in die Verantwortung der Bewohner übergehen.

Solch große Pflanzkübel brauchen nicht unbedingt eine automatische Bewässerung, und selbst das manuelle Gießen kann auch mal einige Tage lang vergessen werden....  Kletterpflanzen Schisandra (vorn) und Zierwein "Kolomikta" (Actinidia kolomikta), Kirchheim unter Teck / Baden-Württemberg

Andere Beispiele für Begrünungen in Regalbauweise

Begrünung in Regalbauweise...  Mit Rosen. Gesehen in Ulm / Baden-WürttembergHier sind die Pflanzkübel bereis in die Architektur intergriert und mit Akebie (Aklebia quinata), Zierwein 'Kolomikta' (Actinidia kolomikta) und Schisandra bepflanzt: Kirchheim unter Teck / Baden-WürttembergAuch Regenwasserlässt sich (zusätzlich) für die Bewässerung nutzen! Akebie (Akebia quinata) und Schisandra zusammen in einem Pflanzkübel. Kirchheim unter Teck / Baden-WürttembergAkebien (Akebia quinata) im großen Pflanzkübel, Kirchheim unter Teck / Baden-WürttembergZierwein / Zierkiwi "Kolomikta" (Actinidia kolomikta), Kirchheim unter Teck / Baden-WürttembergBegrünung von Laubengängen in einer unterbrochenen Regal-Bauweise, Rankmaterial von FassadenGrün, Dresden / SachsenDrei Monate später ist der Bewuchs schon deutlich auf den Rankfeldern zu sehen. Dresden / SachsenHier wurden als Rankhilfen senkrechte Seile gespannt und waagerechte Stäbe aufgeklemmt (Rankmaterial von FassadenGrün). Dresden / SachsenBefestigung der Ranknetze in den Zugzonen (oben) und Druckzonen (unten) der Betondecken, Dresden /SachsenKombination von bodengebundener Begrünung und Töpfen auf den "Regalbrettern", Rankmaterial stammt von "FassadenGrün", Nürnberg / BayernBefestigung der Rankseile / Netze außen an den Geschoßdecken, Nürnberg / BayernIn Ermangelung von Laubengängen oder Balkonen wurden hier zusätzliche Plattformen für die Kübel auf die Fassade geschraubt. Nach oben wachsen Akebien (Akebia quinata), nach unten hängt Efeu (Hedera helix). Mannheim / Baden-WürttembergÜber der Tür ist ein Eckventil für die Bewässerung zu sehen. Auch ein waagerechter Kanal für eine Elektroleitung wurde verlegt. Mannheim / Baden-WürttembergZu jedem Topf wurde auch eine Beleuchtung installiert (grauer Strahler). Pflanzen und Rankmaterial stammen von "FassadenGrün". Mannheim / Baden-WürttembergEin einzelnes "Regalbrett" mit mehreren Pflanzkübeln und Rankseilen auf Dämmung, Rankmaterial von Fassadengrün, Mannheim / Baden-WürttembergDie Vitalität von Pflanzen im Kübel ist trotz Bewässerung oft deutlich geringer als die von Pflanzen mit Verbindung zum Erdreich, wie hier zu sehen ist. Mit ausreichend Dünger lässt sich gegensteuern. Elterlofts Leipzig / SachsenAuch mit Gräsern lässt sich ein Gebäude begrünen wie hier in Prag / TschechienManuelle Bewässerung: Ca. 5 Jahre hat diese Begrünung OHNE automatische Bewässerung überlebt, dann aber waren die Pflanzen leider irgendwann vertrocknet... Parkhaus mit Goldgeißblatt (Lonicera x tellmanniana) in Leipzig / Sachsen