Der "Echte Mehltau" ist die mit Abstand schlimmste Krankheit bei Weinreben an Fassaden. Es ist DIE Krankheit für den Weinstock an Wänden und Mauern schlechthin, und sie zeigt sich durch ein muffig, pilzig riechendes Geflecht, das alle grünen Teile befällt. Ein massives Auftreten bedeutet das Ende des Weinstockes: Er wird in die Knie gezwungen und bringt nur noch häßliche Blätter und Früchte...
(auch "Äscherich", lat.: Uncinula necator, früher Oidium tucceri)
Leider verstärkt die Kultur der Weinrebe am Wandspalier die Anfälligkeit für den Echten Mehltau stark. Beim freien Stand im Garten, am Drahtrahmen usw. spielen hingegen die anderen Krankheiten eine größere Rolle. Da es hier, bei "FassadenGrün" aber um Wände geht, bekommt der Blick auf den Echten Mehltau hier Priorität!
Die häufigste Voraussetzung für den Echten Mehltau ist falsche Sortenwahl. Die klassische europäische Weinrebe (Vitis vinifera) und all ihre Sorten, also quasi alle bekannten, historischen Weinsorten von "Gutedel" bis "Weißburgunder" sind stark anfällig für Echten Mehltau. Die Krankheit wurde erstmals ca. 1810 in Nordamerika entdeckt, 1845 dann in einem englischen Glashaus und kurz danach an weiteren Reben in Weinbergen und an Hauswänden. Sie wurde also wohl aus Nordamerika eingeschleppt, 1850 kam sie in Deutschland an und 1854 brachte sie den europäischen Weinbau fast zum Erliegen, bis Schwefel als Gegenmittel entdeckt wurde...
Historische euopäische Weinsorten scheiden deshalb für einen Anbau an Wänden und im Privatgarten meist aus, zumindest wenn der Anspruch besteht, biologisch zu gärtnern und auf Schwefel zu verzichten. Die Sortenwahl ist die einzig mögliche Vorbeugung und deshalb im Vorfeld zu bedenken!
Echter Mehltau ist eine Pilzkrankheit und wird durch im Wind herum fliegende Sporen ausgelöst. Sie befällt Weinreben und verwandte Arten. Eine vitale, kräftige Weinrebe wird mit einer Infektion durch wenige Sporen fertig so wie ein gesundes Immunsystem mit einer Erkältungswelle. Steht aber ein todkranker, stark befallener Weinstock in der Nachbarschaft und übt durch Sporenflug einen starken "Befallsdruck" aus, werden auch vitale Weinreben angesteckt und schaffen es nicht, die Krankheit auszuheilen. Als kritisch können hier durchaus noch 100 m Entfernung gelten. Deshalb ist es so wichtig, stark befallene Weinstöcke zu roden, um andere zu schützen!
FassadenGrün empfiehlt für Wände die Sorten "Birstaler Muskat" und "Muskat bleu". Ihre Blätter sind ziemlich resistent, hier kann sich das Pilzgeflecht meist nicht verbreiten. Trotzdem können auch diese Sorten gelegentlich Mehltau bekommen: Auf den jungen, noch grünen Beeren kann die Krankheit "durchschlagen" und sich als Pilzbelag zeigen. Was ist dann zu tun? Die befallenen Trauben werden abgeschnitten und entsorgt, auch um die Ausbreitung zu stoppen. Im Zweifelsfall ist dann die Ernte verloren, aber die Blätter behalten ihre Vitalität, der Weinstock kommt durch den Winter und trägt im nächsten Jahr wieder gesunde Früchte.
Tritt der Mehltau erneut auf, muss wenigstens einmal geschwefelt werden wie nachfolgend beschrieben.
Wasser ist ein natürlicher, aber schwacher Gegenspieler des Pilz-Geflechtes, das sich auf den Blattoberseiten bildet. Herab tropfender Regen schädigt auf mechanischem Wege das empfindliche Pilz-Myzel, und auch innerlich schädigt die Aufnahme von Wasser wohl den Pilz. Das könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb Weinreben dicht am Haus, also unter Dachüberstand und ohne jegliche Benässung der Blätter durch Tau und Regen besonders hart betroffen sind. Zugleich würde das auch die Wirkung ominöser Spritzmittel wie verdünnter Milch erklären: Das Wasser im Spritzmittel bewirkt eine gewisse Schädigung des Pilzes...
Das einzige wirkliche Gegenmittel im Privat-Bereich ist jedoch das Spritzen mit Netz-Schwefel. Bei historischen Europäer-Reben (s. "Vorsorge") muss es vorbeugend meist mehrfach pro Jahr erfolgen, denn die Sporen überwintern oft in den Knospen. Leider werden durch Schwefel aber so ziemlich alle Insekten im Weinstock vernichtet, auch nützliche Raubmilben usw.. Auf jeden Fall sind die Anwendungshinweise der Hersteller, z. B. auf den Packungen, zu beachten!