Senkrecht-Kordon ("Schnurbaum")

Der Schnurbaum als Erziehungsform eignet sich besonders bei schmalen, senkrechten Flächen und / oder bei hohen Ansprüchen an Tafeltrauben. Was anfangs streng und naturfremd aussieht, ist bald jedem "freien" Spalier überlegen: Es gibt kein langwieriges Sortieren von Trieben, der Schnitt wird zur Routine, das Stammgerüst bleibt überschaubar.

Weinspalier mit senkrechten "Kordons" am Rittergut Teichnitz / Sachsen, ca. 1835
Weinspalier mit senkrechten "Kordons" am Rittergut Teichnitz / Sachsen, ca. 1835

Herkunft

Die Methode, Wein als senkrechten Schnurbaum zu ziehen kommt wohl aus Frankreich und wurde für Deutschland von Hardy / Jäger im Werk "Der Obstbaumschnitt", Erfurt 1855 als "Herzstamm" beschrieben.

Flächenbedarf

Ohne Fußbereich braucht jeder Kordon ein Wandfeld von ca. 0,6 x 1 m, maximal 1,5 m x 2,5 m. Bei breiten Flächen werden mehrere Weinreben gepflanzt, Pflanzabstand ca. 1,5 m. Bei hohen Wänden mehrere Kordons höhenversetzt (s. Grafiken unten).

Rankhilfen

Ein senkrechtes Seil, besser drei Stränge (Abstand 30 - 40 cm), damit sich junge Triebe nach beiden Seiten hin festkrallen bzw. sie da angebunden werden können. Bei sehr schmalen Flächen 2 Spalierstränge und Verteilung der Triebe nach nur einer Seite (s. Foto). Auch Holzspaliere sind geeignet.

Aufbau und Schnitt

S. Grafiken. Die vertikale Verlängerung pro Jahr beträgt ca. 50 bis 80 cm, also ca. 4 neue "Abgänge". Zum Schluss maximal ca. 8 - 12 Abgänge oder ein Abstand vom untersten zum obersten Abgang von max. 2 m, sonst Ausfall der unteren Abgänge. Der Schnurbaum schließt ca. 50 cm unter der Oberkante des Spaliers ab. Nach dem erfolgten Aufbau dann kurzer Schnitt, idealerweise mit Anheften bzw. Einstecken der Grüntriebe auf einem oder beiden Randseilen. Am obersten Abgang mittlerer Schnitt, weil dort die Wuchskraft sehr stark ist. Ggf. später und über 2 - 3 Jahre hinweg Umstellung einiger Abgänge auf langen Schnitt (s. Grafiken unten), beginnend vom obersten Abgang bis zu den unteren, dann aber insgesamt nur noch ca. 4 - 6 Abgänge pro Kordon und größerer Abstand der einzelnen Etagen. Des weiteren ggf. Sommerschnitt.

Aufbau

1./2. Jahr

3. Jahr

4. Jahr

Umstellung auf "langen Schnitt"

Weitere Sonderformen